Artikel vom 
April 19, 2022

Wie Stress und Angst zusammenhängen

Lesedauer 3 Minuten

Herzrasen, schwitzige Hände, Schwindelgefühle oder Anspannung: Ist das “nur” Stress oder schon eine Angstreaktion? Tatsächlich ist die Liste der Symptome, die sowohl bei Angst(störungen) als auch bei Stress auftreten, lang. Und auch die körperlichen Vorgänge sind ähnlich. Viele Menschen mit Angststörungen erleben eine Verschlechterung ihrer Symptome bei Stress. Ist Stress also eine Ursache für Angststörungen? Antworten darauf, wie Stress und Ängste zusammenhängen, erfährst du in diesem Artikel. 

Ähnlichkeit von Stress und Angst

Stress entsteht durch ein gefühltes Missverhältnis zwischen den an uns herangetragenen Anforderungen und unseren individuellen Bewältigungsmöglichkeiten. Dabei können ganz unterschiedliche Ursachen so ein Missverhältnis auslösen, z.B. Zeitdruck, Konflikte, Perfektionismus oder Existenzängste. 

Nehmen wir also Informationen als bedrohlich wahr (d.h. die Anforderungen einer Situation übersteigen unsere Bewältigungsmöglichkeiten) löst das im Körper eine komplexe Reaktion aus.

Stress und Angst lösen im Körper dabei in etwa die gleiche Reaktion aus. Durch die Wahrnehmung einer möglichen Bedrohung werden Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet und der Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt, um bestmöglich mit einer veränderten Situation und möglichen Gefahr umzugehen. Der Blutdruck steigt, die Atmung wird schneller und flacher, Muskeln werden angespannt, häufig kommen rasende Gedanken und Schwindel dazu. Ein Zustand den wir auch “Angst” nennen. Da sich Angst und Stress so ähnlich ist, wird es im Sprachgebrauch tatsächlich häufig vertauscht.

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Chronischer Stress als Ursache für Angststörungen?

Kurzzeitig kann Stress sich positiv auf uns auswirken. Er aktiviert und motiviert uns, kann zu Bestleistungen antreiben und dazu führen, dass wir uns kurzzeitig besser konzentrieren können. Das alles jedoch nur, wenn zwischen stressigen Phasen auch Zeiten der Erholung sind. Tritt Stress jedoch häufig oder über einen längeren Zeitraum auf, spricht man von chronischem Stress. Der bewirkt, dass der Körper andauernd in alarmbereitschaft versetzt wird, und Erholung nicht mehr möglich ist. 

Eine wichtige Rolle bei der Aktivierung einer Stress- oder Angstreaktion ist die Amygdala – ein Teil des limbischen Systems im Gehirn. Sie ist verantwortlich für die emotionale Bewertung und Wiedererkennung von Informationen, insbesondere von Bedrohung bzw. Angst. Bei chronischem Stress ist die Amygdala überaktiviert und nimmt ohne tatsächliche Bedrohung Gefahr wahr. Der Körper reagiert mit den o.g. Symptomen, die Folge kann Angst sein. Für Personen mit Angststörungen kann die Angst ganz plötzlich und unerwartet in Form von Panikattacken in einer scheinbar zufälligen Situation auftreten. Es können aber auch bestimmte Situationen (z.B. Busfahren) Angst auslösen oder die Stimmung dauerhaft ängstlich-angespannt sein. In jedem Fall nimmt die Amygdala eine akute Bedrohung wahr und versetzt den Körper in alarmbereitschaft. Chronischer Stress kann also dafür verantwortlich sein, dass sich die Symptome einer Angststörung verschlechtern oder eine Angststörung überhaupt erst auftritt. 

Forscher haben zudem herausgefunden, dass die Angstreaktion infolge von Stress unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich ein Protein, welches in bestimmten Nervenzellen freigesetzt wird. Es ist also nicht nur entscheidend, wie viel und häufig wir stressigen Situationen ausgesetzt sind, unsere Angstreaktion wird womöglich auch über diese Nervenzellen reguliert. 

Fazit

Stress und Ängste hängen zusammen. Die körperlichen (und psychischen) Vorgänge und Symptome bei Stress und Ängsten sind gleich. Es ist nicht möglich, Stress und Angst gänzlich voneinander zu unterscheiden, da die psychische Komponente von Stress immer Gefühle von Angst, Überforderung und der Wahrnehmung von Bedrohung hervorruft. Daher ist es auch nicht möglich zu sagen, ob Stress Ängste oder Angststörungen verursacht. Ganz bestimmt ist chronischer Stress ohne Erholungszeiten für den Körper und die Psyche ein großer gesundheitsschädlicher Faktor und kann auch dafür verantwortlich sein, dass Ängste vermehrt auftreten oder sich die Symptome einer Angststörung verschlechtern. Gleichzeitig scheint ein Protein im Gehirn die Angstreaktion zu regulieren. 

Um Ängsten vorzubeugen oder bestehende Ängste zu verringern, kann es also hilfreich sein, Strategien zur Stressbewältigung zu erlernen und anzuwenden. Stressbewältigungsstrategien können verschiedene Ebenen und Stressoren betreffen, sind aber immer dazu da, Stress zu verringern bzw. besser mit ihm umzugehen. Langfristig kann dadurch körperlichen und psychischen Erkrankungen vorgebeugt werden und bestehende Symptome, wie Ängste, verringert werden. In den nächsten Artikeln werden wir dir vorstellen, was Stressbewältigungsstrategien sind, und wie sie angewendet werden.

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Friederike Schubbert

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