Lesedauer 4 Minuten Achtsamkeit ist einfach anzuwenden und kann Stress reduzieren und die Konzentration steigern. Wie kann Achtsamkeit bei Angst helfen?
Angst ist kein schönes Gefühl. Vor allem nicht, wenn sie so groß wird, dass sie Alltag und Sozialleben einschränkt. Für die Betroffenen bedeutet das häufig, dass sie ihrer Arbeit nicht mehr richtig nachgehen, einkaufen gehen oder gar das Haus verlassen können. Doch auch für dich als Partner oder Partnerin kann die Erkrankung der Betroffenen eine Herausforderung sein.
Auch wenn die Angst dich nicht selbst betrifft, ist dir das Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung bestimmt bekannt. Eine nahestehende Person zu sehen, wie sie vor Angst bestimmte Situationen meidet und vielleicht für dich einfach erscheinende, alltägliche Dinge nicht mehr alleine machen kann, kann sehr schmerzlich sein.
Vielleicht hat sich dein Partner oder deine Partnerin durch die Angsterkrankung verändert und du springst nun häufig ein, wenn es ihm oder ihr mal nicht gut geht. Die Einkäufe zu erledigen, den Partner oder die Partnerin zur Arbeit fahren oder für sie oder ihn Anrufe zu tätigen, machst du vielleicht gerne. Aber auf Dauer ist das für dich eine Belastung. Denn auch du brauchst manchmal Ruhe und hast eigene Bedürfnisse, die du nun immer häufiger hinten anstellst. In eurer Partnerschaft herrschte bisher eine Balance, in der ihr euch gegenseitig unterstützt und auf euch Acht gegeben habt. Doch diese Balance ist nun ein wenig gekippt.
Du fragst dich: Wie gehe ich am besten mit dieser neuen Situation um? Und wie kann ich nun meinen Partner oder meine Partnerin bestmöglich unterstützen?
Mit den folgenden Tipps hilfst du Betroffenen einer Angststörung am besten.
Um ein besseres Verständnis für die Erkrankung deines Partners oder deiner Partnerin zu bekommen, ist es besonders wichtig, dass du dich gut über die Angsterkrankung informierst. Hier in unserem Angstratgeber findest du viele Informationen über Angst und Panik!
Auf dich wirkt die Angst der Betroffenen bestimmt oft irrational und ist nicht gut nachvollziehbar. Für deinen Partner oder deine Partnerin hingegen ist die Angst jedoch sehr real.
Vielleicht steht ihr gerade vor einem Supermarkt und ihm oder ihr fällt es schwer, das Gebäude zu betreten. Oder ihr steht noch in eurer Wohnung und dein Partner oder deine Partnerin hat starke Angst, die Schwelle der Wohnungstür zu übertreten. Frag sie oder ihn in diesen Situationen: “Wie fühlt sich das gerade für dich an?” Mit der Antwort auf diese Frage kannst du die Empfindung besser nachvollziehen. Habe immer im Kopf: Die Betroffenen kennen sich selbst und ihre Angst am besten! Zuzuhören, Verständnis zu zeigen und sie ernst zu nehmen ist da der beste Weg.
Für Betroffene einer Angsterkrankung kosten alltägliche Dinge oft sehr große Überwindung. Du fühlst dich vielleicht hilflos, bist traurig oder auch mal sauer, auch wenn du deine Partnerin oder deinen Partner unterstützen möchtest. Häufig liegen dir da bestimmt Sätze auf der Zunge wie: “Das bildest du dir nur ein” oder “Reiß dich doch mal zusammen”. Jedoch genau diese Sätze gilt es zu vermeiden. Dein Partner oder deine Partnerin fühlt sich dadurch wahrscheinlich nicht ernst genommen, denn höchstwahrscheinlich reißt er oder sie sich schon sehr zusammen.
Das Dilemma aus Mitgefühl und Hilfe: Klar ist, dass du deinem Partner oder deiner Partnerin helfen möchtest. Doch was ist ein gutes Maß an Hilfe?
Das Problem: Nimmst du der an Angst erkrankten Person Aufgaben ab, vor der er oder sie Angst hat, verstärkst du indirekt diese Angst nur. Denn dadurch unterstützt du gleichzeitig das Vermeidungsverhalten.
Situationen zu vermeiden, die Angst auslösen, ist sehr typisch für Menschen mit einer Angststörung. Doch dadurch gehen sie dem Gefühl der Angst aus dem Weg, anstatt sich mit ihr zu konfrontieren. Hilfst du ihr also dabei und übernimmst beispielsweise Einkäufe, Telefonate oder fährst sie zur Arbeit, unterstützt du das sogenannte Vermeidungsverhalten deines Partners oder deiner Partnerin und trägst zur Aufrechterhaltung der Angst bei.
Ist es also besser, den Partner oder die Partnerin in die angstbesetzten Situationen “hinein zu schubsen”? Die Antwort lautet: Jein. Denn das ist abhängig von dem Therapiestatus der Patientin oder des Patienten. Man muss unterscheiden: Ist die Person bereits in der Therapie und kennt Strategien und Wege, wie sie mit der Angst umgehen sollte? Dann kannst du sie genau in den Punkten unterstützen. Ermutige sie, in die angstbesetzten Situationen zu gehen und die Angst auszuhalten. Das ist nämlich Teil der Expositionstherapie, die häufig bei der Angstbehandlung angewendet wird.
Was aber wichtig dabei ist: Deine Rolle ist es dabei nicht der Co-Therapeut zu sein. Sondern einfach als Partner oder Partnerin an der Seite der oder des Betroffenen zu sein.
Wenn sie jedoch noch keine Therapieerfahrung hat, dann ist der richtige Weg, zu versuchen, das Leben normal weiterzuleben und angstbesetzte Situationen trotzdem aufzusuchen. Doch bestehe nicht darauf und setze sie oder ihn nicht unter Druck. Auch wenn es schwierig ist: Sei nicht enttäuscht, wenn sie oder er es nicht schafft, die Angst auszuhalten, weil sie zu stark ist. Stattdessen ermutige deinen Partner oder deine Partnerin sich Hilfe zu suchen und biete ihr Unterstützung dabei an.
Als Orientierungshilfe für dich ist es wichtig zu verstehen, dass du keinen Therapeuten oder Therapeutin ersetzen kannst. Du bist nicht die Verantwortung übernehmen, dass dein Partner oder deine Partnerin die Ängste loswird. Denn das kannst du auch gar nicht leisten.
Hilfreich ist es, deinem Partner oder deiner Partnerin Zuversicht zu schenken, dass es wieder besser werden kann. Das zu hören, hilft in manchen Situationen schon etwas und gibt das Gefühl gehört, gesehen und ernst genommen zu werden.
Was du aber tun kannst: Drücke deine Sorge und Trauer aus. Sage deiner Partnerin oder deinem Partner, wie du dich fühlst und teile ihr deine Sorgen, Gedanken und Gefühle mit.
Denn wie oben beschrieben, hilft es weder dir noch deinem Partner oder deiner Partnerin, wenn du ihm oder ihr möglichst viele angstbesetzte Situationen oder Aufgaben abnimmst.
Für die betroffenen Personen erzeugt das häufig im ersten Moment Druck, zu hören, dass ihr Partner oder ihre Partnerin ebenfalls unter ihrer Angststörung leiden. Doch es ist sehr wichtig die eigenen Gefühle anzusprechen, auch, wenn es im ersten Moment Druck erzeugt.
Ein Tipp: Setzt euch in einem ruhigen Moment zusammen und besprecht, was der Betroffene oder die Betroffene in Momenten starker Angst von dir braucht. Das kann zum Beispiel so etwas simples wie ein ein saures Bonbon oder motivierende Worte sein. Da jede Person hier unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche hat, hilft es, euch im Vorhinein damit aktiv auseinanderzusetzen.
Eine gute Nachricht ist außerdem: Angst lässt sich gut behandeln. Erkläre deinem Partner oder deiner Partnerin, dass es viele Therapiemöglichkeiten und Anlaufstellen zur Hilfe gibt. In diesem Artikel erklären wir, wie man möglichst schnell an einen Therapieplatz kommen kann!
Hat dein Partner oder deine Partnerin eine Angststörung, kann das auch für dich ganz schön anstrengend sein. Schließlich versuchst du im Umgang mit der Person alles richtig zu machen und siehst sie oder ihn nicht gern leiden. Negative Gedanken, wie Wut, Sorge oder Trauer, die aufkommen, sind total verständlich und erlaubt.
Behalte immer im Hinterkopf: Du kannst nicht die Verantwortung für das Wohlbefinden deines Partners übernehmen! Und mit den oben genannten Tipps bist du gut ausgestattet, deine Partnerin oder deinen Partner in der Bewältigung ihrer Ängste zu unterstützen.
Es ist ebenfalls wichtig, dass du auf deinen Selbstschutz achtest. Was kannst du für dich tun? Was könnte dir helfen, damit du leichter durch den Alltag mit einer angsterkrankten Person kommst? Darum geht es im nächsten Teil der Serie im Angstratgeber.
Foto von Polina Zimmerman von Pexels
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