Artikel vom 
August 25, 2021

Weltschmerz – Was kann ich dagegen tun?

Lesedauer 4 Minuten

Vielleicht kennst du das Gefühl, alles auf der Welt würde irgend­wie den Bach her­un­ter­ge­hen. Wann immer wir Nachrichten lesen, werden wir mit nega­ti­ven Schlag­zei­len kon­fron­tiert. Politische Konflikte, Krieg, Umweltkatastrophen, Tierleid, Hunger, die Corona-Pandemie – die Liste ist lang. Wenn wir uns mit diesen Themen beschäftigen ist es klar, dass Weltschmerz – ein Gefühl von Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Angst und Ärger aufgrund der aktuellen Realität – nicht ausbleibt. Was kann man dagegen unternehmen? Wir haben Tipps gesammelt, was du tun kannst, um mit dem Leid der Welt umzugehen. 

Was genau ist eigentlich Weltschmerz?

Der Begriff Weltschmerz wurde erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts von dem deutschen Schriftsteller Jean Paul (1763-1825) geprägt. Es beschreibt ein Gefühl der Trauer und schmerzhaft empfundenen Melancholie, welche jemand über die eigene Unzulänglichkeit sowie mit der Unzulänglichkeit der Welt und der bestehenden Verhältnisse empfindet. Häufig geht dies mit Pessimismus, Resignation oder Realitätsflucht einher. In der Literatur und Musik war mit Weltschmerz früher häufig zudem ein “Genuss am Leid” (in Form der Hingabe zur Musik) gemeint. Heute beschreibt es, kurz gesagt, eher einen Schmerz und eine tiefe Traurigkeit über die Missstände und Ungerechtigkeiten in der Welt.

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Nicht alle Menschen empfinden diesen Weltschmerz und nicht für alle, die ihn empfinden, fühlt er sich gleich an. Das liegt daran, dass dieser, so wie die meisten Gefühle, an unsere subjektiven Sichtweisen, Wertvorstellungen, Bedürfnisse und Interessen geknüpft ist. Er tritt besonders dann auf, wenn die eigenen Vorstellungen über den Idealzustand der Welt mit der empfundenen Realität nicht übereinstimmen (die Welt ist nicht so, wie ich sie gern hätte) und ich das Gefühl habe, nichts an diesem Zustand ändern zu können. Das Empfinden von Weltschmerz ist also individuell und abhängig von der Persönlichkeit, Werten, Wünschen und Zielen von Menschen. 

Das alles bedeutet natürlich nicht, dass dir alles egal werden soll oder die einzige Lösung ist, gar nichts mehr zu fühlen. Wir sind dem Schmerz nicht hilflos ausgeliefert. Vielleicht helfen dir folgende Tipps, um ihn zu lindern, ohne den Problemen der Welt gleichgültig gegenüber zu stehen.

Tipps, um mit Weltschmerz umzugehen

Achtsamkeit

Dank der Globalisierung und Digitalisierung können wir jederzeit Nachrichten aus aller Welt abrufen. Das ist ein großer Fortschritt und einerseits wichtig, andererseits kennst du vielleicht diesen Druck, immer up to date sein zu müssen. Schnell nochmal den Newsticker aktualisieren, um nichts Wichtiges zu verpassen. Aber nimm achtsam wahr, wie es dir damit geht. Du musst nicht morgens nach dem Aufstehen direkt die Nachrichten lesen, wenn dich der Druck stresst. Nimm dir gezielt Zeit dafür, wenn du bereit bist. Achte auf dich und leg das Handy weg, wenn dir Lesen von (schlechten) Nachrichten zu viel wird. 

Viele Nachrichten, die uns erreichen, sind negativ. Aber natürlich passieren da draußen auch gute Sachen, über diese wird nur seltener berichtet. Mache dir dies bewusst und nimm aktiv wahr, wie viel Schönes auf der Welt und in deinem Leben passiert. Eine sehr schnelle und effektive Übung ist das Dankbarkeitstagebuch: Schreibe einfach jeden Tag mindestens drei Dinge auf, für die du dankbar bist. So wird der Fokus direkt auf das Positive gerichtet. Versuche es auch mit der Murmelübung (geht auch mit Erbsen): Stecke am Anfang des Tages einige Murmeln in deine rechte Hosentasche. Immer wenn etwas Schönes passiert, lässt du eine Murmel von der rechten in die linke Hosentasche wandern. So siehst du am Ende des Tages direkt, wie viel Positives passiert. 

Mitgefühl praktizieren

Weltschmerz muss nicht nur Schlechtes bedeuten, denn es zeigt zuallererst, dass du empathisch bist. Es ist dir nicht egal, wenn deine Mitmenschen, die Umwelt oder Tiere leiden. Mitgefühl öffnet dein Herz für alles, was da ist - somit auch für Schmerz. Eine freundliche Haltung allem gegenüber schließt ebenso dich selber mit ein. Selbstmitgefühl ist das liebevolle Erkennen und Akzeptieren der eigenen Gedanken und Gefühle, also auch die Auseinandersetzung mit Angst, Schuld und Leid.

Mitgefühl bedeutet auch, uns in die Lage von anderen hinein zu versetzen, ohne uns damit zu identifizieren und das Leid selber anzunehmen (wie es bei Mitleid der Fall wäre). Dieser Abstand ist nötig, um unterstützen zu können und offen für Lösungen zu bleiben, ohne die eigene Kraft zu erschöpfen.

Um dein Mitgefühl zu stärken und eine wohlwollende Haltung einzunehmen, kannst du liebende-Güte (Metta) Meditationen praktizieren. Die Meditationen können ein Gefühl der tiefen Verbundenheit mit dir und anderen herstellen. Das hilft, um Hilflosigkeit loszuwerden, neuen Mut zu schöpfen und die Welt mit anderen Augen zu sehen. 

Akzeptanz

Um zu erkennen und anzunehmen, was da ist, braucht es aber vor allem eins: Akzeptanz. 

Die Bestsellerautorin Byron Katie schreibt: “Wenn du gegen die Realität kämpfst, verlierst du immer.” Akzeptanz bedeutet nicht, gleichgültig zu sein und Leid hinzunehmen. Es bedeutet, zu verstehen, dass bestimmte Prozesse unaufhaltbar sind. Leid ist unvermeidbar und Krieg, globale Erwärmung, Tierleid und Hunger existieren. Aber wir sind nicht hilflos und wir können aktiv werden. Akzeptanz bedeutet aber auch, anzuerkennen, was die Grenzen des Möglichen sind. Zu realisieren, dass niemand, auch nicht wir selbst, alles perfekt machen können, mindert Druck und Enttäuschung.

Aktiv werden ohne Druck 

Weltschmerz kann dir als eine Quelle für Veränderung und zum Aktivwerden dienen. Er entsteht durch Werte, die uns sagen, wie wir sinnhaft leben können. Aktiv werden und sich einsetzen ist hilfreich, um im Einklang mit unseren Werten zu leben. Gleichzeitig müssen wir auf unsere Erwartungen und Grenzen achten. Der Anspruch darf nicht sein, die Welt von heute auf morgen verändern zu wollen. Zudem müssen wir akzeptieren, dass es kein “richtig und falsch” gibt. Jeder Mensch hat andere Werte und Grenzen. Sich einsetzen ist für die eine vielleicht eine vegane Ernährung oder eine ehrenamtliche Tätigkeit für Geflüchtete. Für den anderen bedeutet es möglicherweise das Engagement in einer politischen Partei oder den Verzicht auf Plastik. 

Es kann helfen, sich einer Gruppe von Gleichgesinnten anzuschließen. Ihr könnt euch austauschen, gemeinsam aktiv werden und voneinander lernen. Das stärkt die Verbundenheit und das Gefühl, nicht ohnmächtig zu sein. Denn eins ist sicher: Du bist mit deinen Ansichten nicht allein! Und so klein der eigene Beitrag auch scheint, er kann großes Bewirken. Zumindest eine Verringerung des Weltschmerzes und eine Übereinstimmung mit den eigenen Werten. 

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Friederike Schubbert

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