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Überstunden, Leistungsdruck, Deadlines. Kaum ist eine Aufgabe beendet, wartet die nächste bereits auf dem Schreibtisch auf dich – dir scheint es, als sei die Arbeit niemals beendet. Ein unbezwingbarer Berg an Anforderungen, Erwartungen, Meetings und Calls. Arbeiten bis zum Umfallen. Bis die Akkus auf 0% sind. Bis die Kerze abgebrannt ist. Bis zum “Burnout”.
Für eine lange Zeit war das Burnout keine eigene Diagnose sondern ein simpler Anhang im ICD-10*.
Es war im Anhang als ein unspezifisches Syndrom aufgelistet, welches unter dem Namen “Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung” lief, jedoch nicht konkret benannt bzw. definiert wurde.
Das soll künftig anders sein. In der neuen Auflage, dem ICD-11* ist das Burnout als spezifisches eigenständiges Syndrom aufgrund von “Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann” mit aufgenommen. Dies kann als Fortschritt betrachtet werden, da eine spezifische Diagnose auch eine spezifische Behandlung ermöglicht.
Burnout bedeutet wortwörtlich übersetzt das “Ausgebranntsein”. Wer ein Burnout hat, benennt chronischen Stress am Arbeitsplatz als Auslöser und berichtet von den folgenden (sich häufig nacheinander entwickelnden) 3 Symptomen:
Es müssen dabei nicht alle 3 Symptome auftreten. Das Burnout entwickelt sich meist schrittweise über eine längere Zeitspanne, bis man das Gefühl hat, dass wirklich nichts mehr geht. Dies könnten selbst die “kleinsten” Alltagsaufgaben sein, wie das Saugen des Zimmers oder die Frage, welchen Pullover man morgens anzieht.
Dennoch ist es normal, auf Stress am Arbeitsplatz erschöpft zu reagieren. Hält dieser Stress jedoch länger an und du beginnst, dich nicht nur erschöpft, sondern ebenfalls emotional distanziert und unkonzentrierter zu fühlen, suche dir lieber professionelle Hilfe, damit es nicht zum Burnout kommen muss.
Der Begriff Burnout wurde erstmals in den 70er Jahren vom US-amerikanischen Psychotherapeuten Freudenberger geprägt. Dieser beschrieb das Burnout als Ergebnis eines anhaltenden arbeitsbedingten Stresses, welcher vor allem Menschen mit “brennenden Ambitionen” betreffen würde. Er bemerkte, dass vor allem Menschen in helfenden Berufen (Ärzt:innen, Psycholog:innen, Krankenpfleger:innen) sich häufig in ihrem Beruf aufopfern, sich selbst vergaßen und von Erschöpfung berichteten. Im Laufe der Zeit wurde die Definition jedoch auf alle Menschen ausgeweitet, die sich vom Alltag erschöpft, ausgelaugt und überfordert fühlen.
Dabei gibt es unterschiedliche Gründe, die ein Burnout begünstigen. Dies sind hauptsächlich externe Faktoren wie:
Doch auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: So sind 30% des Risikos für ein Burnout erblich.
Weiterhin begünstigen gewisse Persönlichkeitsfaktoren die Entwicklung eines Burnout-Syndroms, so beispielsweise
Früher galt das Burnout als umstritten, da sich die Forschung uneinig darüber war, ob das Burnout nicht bloß eine (arbeitsstress-bedingte) Form bzw. ein Weg in die Depression sei, da ein wichtiges Hauptsymptom beider Erkrankungen die Erschöpfung darstellt. Während sich die Depression in allen Lebensbereichen bemerkbar macht, bezieht sich das Burnout auf den Arbeitsplatz. Dennoch ist es wichtig, genau zu schauen, ob sich hinter dem Burnout womöglich eine Depression verbirgt bzw. es zu einer Depression führen könnte.
Lerne “Nein” zu sagen und dich abzugrenzen, indem du dir bewusst machst, dass du damit deine Autorität stärkst. Ein Nein zu anderen ist ein Ja zu dir. Es ist ein Akt der Selbstliebe. Falls dir dies schwerfällt, frage dich, ob es für dein Leben in 5 Jahren wohl noch eine Rolle spielt, diese Extraaufgaben übernommen zu haben? Ist die Extraarbeit so wichtig, dass du dafür deine Gesundheit aufs Spiel setzen musst? Manchmal hilft es, “rauszuzoomen”, sich beispielsweise Dokus vom Universum anzuschauen, um alles in Relation zu setzen und sich bewusst zu machen, wie vergleichsweise “unwichtig” es für die Welt ist, wenn wir mehr arbeiten.
Eine Studie an der Universität Wisconsin fand heraus, dass Stress nur dann krank machte, wenn die Teilnehmenden angaben, Angst vor Stress zu haben und Stress folglich negativ bewerteten. Es ist also bereits hilfreich, Stress als etwas Gutes zu verstehen: Als die maximale Bereitstellung von Energie deines Körpers, der dir hilft, eine schwierige Situation zu durchstehen. Versuche Stress als Anzeichen für eine Pause anzusehen. Stress ist eine Kompetenz deines Körpers dir zu signalisieren, dir etwas Ruhe zu gönnen. Stress per se ist nichts Schlechtes, vielmehr geht es um einen effektiven, gesunden Umgang damit.
Sich Zeit für Entspannung zu nehmen, ist die wichtigste Strategie, Stress vorzubeugen und zu vermeiden. Versuche regelmäßig kurze Pausen einzulegen und beispielsweise eine Atemübung (10x tief ein- und ausatmen oder die Lippenbremse) oder andere Entspannungsübungen durchzuführen. Dabei entspannst du dich nicht nur, sondern steigerst auch die Achtsamkeit für deinen Körper und somit deine Selbstwahrnehmung. Dies wiederum hilft dir dabei, die Warnsignale deines Körpers besser und schneller wahrzunehmen (z.B. schlechter Schlaf/ Appetit, körperliche Schmerzen, Grübeln, Gereiztheit).
Versuche, die äußeren Umstände aktiv zu verändern. Suche die Kommunikation mit deinen Vorgesetzten und Kolleg:innen und traue dich, deine Grenzen und Schwierigkeiten aufzuzeigen. Sprich deine Veränderungswünsche an und merke: Wünschen kannst du dir erstmal alles. Wie du schließlich damit umgehst, wenn dir deine Wünsche nicht erfüllt werden, bleibt dir überlassen. Falls sich im Außen nichts oder nur kaum etwas verändert, frage dich ehrlich, ob es dir der Job wirklich wert ist.
Selbst, wenn du dich nur ein bisschen in diesem Text wiederfindest, möchten wir dir ans Herz legen, dich um professionelle Hilfe zu bemühen.
Warte nicht, bis deine Kerze abgebrannt ist, sondern suche dir frühzeitig therapeutische Unterstützung.
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