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Februar 20, 2023

Überfordert, überlastet, Burnout – 4 Tipps für den Umgang mit Stress am Arbeitsplatz

Lesedauer 5 Minuten

Überstunden, Leistungsdruck, Deadlines. Kaum ist eine Aufgabe beendet, wartet die nächste bereits auf dem Schreibtisch auf dich – dir scheint es, als sei die Arbeit niemals beendet. Ein unbezwingbarer Berg an Anforderungen, Erwartungen, Meetings und Calls. Arbeiten bis zum Umfallen. Bis die Akkus auf 0% sind. Bis die Kerze abgebrannt ist. Bis zum “Burnout”.

Für eine lange Zeit war das Burnout keine eigene Diagnose sondern ein simpler Anhang im ICD-10*.

* Was ist das ICD-10?

Das ICD-10 steht für die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und ist so etwas wie die Bibel der Ärzt:innen und Psycholog:innen, in welcher alle Krankheiten aufgelistet und über einen Code verschlüsselt sind.

Es war im Anhang als ein unspezifisches Syndrom aufgelistet, welches unter dem Namen “Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung” lief, jedoch nicht konkret benannt bzw. definiert wurde. 

Das soll künftig anders sein. In der neuen Auflage, dem ICD-11* ist das Burnout als spezifisches eigenständiges Syndrom aufgrund von “Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann” mit aufgenommen. Dies kann als Fortschritt betrachtet werden, da eine spezifische Diagnose auch eine spezifische Behandlung ermöglicht.

Symptome: Wie zeigt sich Burnout?

Burnout bedeutet wortwörtlich übersetzt das “Ausgebranntsein”. Wer ein Burnout hat, benennt chronischen Stress am Arbeitsplatz als Auslöser und berichtet von den folgenden (sich häufig nacheinander entwickelnden) 3 Symptomen:

  1. Gefühl der Erschöpfung: Dieses Gefühl bildet das Hauptsymptom ab. Zunächst fühlen sich Betroffene überanstrengt, müde sowie kraft- und energielos. Dies macht sich auch auf der emotionalen Ebene (Gefühl von Ausgebranntsein, Überforderung, Ohnmacht und emotionale Erschöpfung) sowie der geistigen Ebene (reduzierte Konzentration, Aufmerksamkeit, Gedächtnis) bemerkbar. Betroffene haben das Gefühl, mehr geben zu müssen, als sie geben können. 
  1. Zynismus bzw. eine innere Distanz zum Job: Hierbei geht es um eine veränderte Einstellung zum Job. Vielleicht war da irgendwann eine große Motivation, z.B. das Gefühl, beruflich etwas Sinnvolles zu tun. Dies kann sich (aus unterschiedlichsten Gründen) geändert haben: Man ist weniger involviert in die Arbeit, weniger motiviert und hat eine Gleichgültigkeit entwickelt (z.B. weil man sich fremdbestimmt oder wenig autonom fühlt). Die Haltung zu Aufgaben und Kolleg:innen wird zynisch, die Einstellung zum Job gefühllos.
  1. Reduzierte berufliche Leistungsfähigkeit gepaart mit Gefühlen der Unzulänglichkeit, Inkompetenz oder des Versagens. Schließlich ist man weniger konzentriert, entschlossen und effektiv am Arbeitsplatz. 

Es müssen dabei nicht alle 3 Symptome auftreten. Das Burnout entwickelt sich meist schrittweise über eine längere Zeitspanne, bis man das Gefühl hat, dass wirklich nichts mehr geht. Dies könnten selbst die “kleinsten” Alltagsaufgaben sein, wie das Saugen des Zimmers oder die Frage, welchen Pullover man morgens anzieht.

Dennoch ist es normal, auf Stress am Arbeitsplatz erschöpft zu reagieren. Hält dieser Stress jedoch länger an und du beginnst, dich nicht nur erschöpft, sondern ebenfalls emotional distanziert und unkonzentrierter zu fühlen, suche dir lieber professionelle Hilfe, damit es nicht zum Burnout kommen muss.

Gründe: Was begünstigt Burnout?

Der Begriff Burnout wurde erstmals in den 70er Jahren vom US-amerikanischen Psychotherapeuten Freudenberger geprägt. Dieser beschrieb das Burnout als Ergebnis eines anhaltenden arbeitsbedingten Stresses, welcher vor allem Menschen mit “brennenden Ambitionen” betreffen würde. Er bemerkte, dass vor allem Menschen in helfenden Berufen (Ärzt:innen, Psycholog:innen, Krankenpfleger:innen) sich häufig in ihrem Beruf aufopfern, sich selbst vergaßen und von Erschöpfung berichteten. Im Laufe der Zeit wurde die Definition jedoch auf alle Menschen ausgeweitet, die sich vom Alltag erschöpft, ausgelaugt und überfordert fühlen. 

Dabei gibt es unterschiedliche Gründe, die ein Burnout begünstigen. Dies sind hauptsächlich externe Faktoren wie:

  • Arbeitsüberlastung
  • Belästigung am Arbeitsplatz
  • Zeitdruck
  • Unerreichbar hohe Ziele
  • Fehlende Wertschätzung
  • Mangel an Fairness
  • Mangel an Zusammenhalt

Doch auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: So sind 30% des Risikos für ein  Burnout erblich.

Weiterhin begünstigen gewisse Persönlichkeitsfaktoren die Entwicklung eines Burnout-Syndroms, so beispielsweise

  • ein leistungsabhängiges oder generell niedriges Selbstwertgefühl
  • eine niedrige psychische Widerstandsfähigkeit
  • ein hohes Maß an Perfektionismus
  • die Angst vor Zurückweisung/ Ablehnung 
  • ein vermeidender Bewältigungsstil (Stress/ Problemen aus dem Weg gehen, vermeiden, verleugnen oder verdrängen, was eine aktive Bewältigung unmöglich macht)

Früher galt das Burnout als umstritten, da sich die Forschung uneinig darüber war, ob das Burnout nicht bloß eine (arbeitsstress-bedingte) Form bzw. ein Weg in die Depression sei, da ein wichtiges Hauptsymptom beider Erkrankungen die Erschöpfung darstellt.  Während sich die Depression in allen Lebensbereichen bemerkbar macht, bezieht sich das Burnout auf den Arbeitsplatz.  Dennoch ist es wichtig, genau zu schauen, ob sich hinter dem Burnout womöglich eine Depression verbirgt bzw. es zu einer Depression führen könnte. 

4 Tipps, wie du mit Stress am Arbeitsplatz umgehen kannst 

1. Grenzen setzen:

Lerne “Nein” zu sagen und dich abzugrenzen, indem du dir bewusst machst, dass du damit deine Autorität stärkst. Ein Nein zu anderen ist ein Ja zu dir. Es ist ein Akt der Selbstliebe. Falls dir dies schwerfällt, frage dich, ob es für dein Leben in 5 Jahren wohl noch eine Rolle spielt, diese Extraaufgaben übernommen zu haben? Ist die Extraarbeit so wichtig, dass du dafür deine Gesundheit aufs Spiel setzen musst? Manchmal hilft es, “rauszuzoomen”, sich beispielsweise Dokus vom Universum anzuschauen, um alles in Relation zu setzen und sich bewusst zu machen, wie vergleichsweise “unwichtig” es für die Welt ist, wenn wir mehr arbeiten.

2. Stress als nützlichen Hilfeschrei verstehen:

Eine Studie an der Universität Wisconsin fand heraus, dass Stress nur dann krank machte, wenn die Teilnehmenden angaben, Angst vor Stress zu haben und Stress folglich negativ bewerteten. Es ist also bereits hilfreich, Stress als etwas Gutes zu verstehen: Als die maximale Bereitstellung von Energie deines Körpers, der dir hilft, eine schwierige Situation zu durchstehen. Versuche Stress als Anzeichen für eine Pause anzusehen. Stress ist eine Kompetenz deines Körpers dir zu signalisieren, dir etwas Ruhe zu gönnen. Stress per se ist nichts Schlechtes, vielmehr geht es um einen effektiven, gesunden Umgang damit. 

3. Pausen einlegen:

Sich Zeit für Entspannung zu nehmen, ist die wichtigste Strategie, Stress vorzubeugen und zu vermeiden. Versuche regelmäßig kurze Pausen einzulegen und beispielsweise eine Atemübung (10x tief ein- und ausatmen oder die Lippenbremse) oder andere Entspannungsübungen durchzuführen. Dabei entspannst du dich nicht nur, sondern steigerst auch die Achtsamkeit für deinen Körper und somit deine Selbstwahrnehmung. Dies wiederum hilft dir dabei, die Warnsignale deines Körpers besser und schneller wahrzunehmen (z.B. schlechter Schlaf/ Appetit, körperliche Schmerzen, Grübeln, Gereiztheit). 

4. Veränderungen vornehmen:

Versuche, die äußeren Umstände aktiv zu verändern. Suche die Kommunikation mit deinen Vorgesetzten und Kolleg:innen und traue dich, deine Grenzen und Schwierigkeiten aufzuzeigen. Sprich deine Veränderungswünsche an und merke: Wünschen kannst du dir erstmal alles. Wie du schließlich damit umgehst, wenn dir deine Wünsche nicht erfüllt werden, bleibt dir überlassen. Falls sich im Außen nichts oder nur kaum etwas verändert, frage dich ehrlich, ob es dir der Job wirklich wert ist. 

Selbst, wenn du dich nur ein bisschen in diesem Text wiederfindest, möchten wir dir ans Herz legen, dich um professionelle Hilfe zu bemühen.

Warte nicht, bis deine Kerze abgebrannt ist, sondern suche dir frühzeitig therapeutische Unterstützung.

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Fiona Bustorff
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