Artikel vom 
Mai 31, 2022

Kann Humor und Lachen gegen Angst helfen?

Lesedauer 4 Minuten

Wir machen Späße und Witze, wenn es uns gut geht und lachen als Ausdruck der Freude. Doch ein Lächeln oder Lachen ist nicht nur das Ergebnis unseres Wohlbefindens, wenn es uns bereits gut geht. Denn Humor (und Lachen) beeinflusst verschiedene Bereiche des Lebens positiv. Er kann sowohl präventiv eingesetzt werden, um gegen körperliche und psychische Krankheiten vorzubeugen, als auch gegen bereits vorhandene psychische Symptome wirken. Ist lachen also tatsächlich die “beste Medizin”? Und was ist, wenn einem gerade überhaupt nicht zum Lachen zumute ist?

Humor - was ist das?

Humor bezeichnet die Fähigkeit, verschiedene Phänomene des Komischen, wie z.B. Witz, Spaß, Ironie oder Satire, wahrnehmen und auch vermitteln zu können. Humor spielt vor allem in zwischenmenschlichen Interaktionen eine Rolle, denn er schafft unmittelbar Kontakt und Nähe – und das auch ganz ohne Sprache. Vielleicht kennst du das, wenn an einem öffentlichen Ort etwas Witziges passiert und jemand lacht. Lachen ist häufig ansteckend, sodass weitere Personen anfangen zu lachen. Schaut man sich dabei an, entsteht Sympathie und ein Gefühl der Verbundenheit und das auch mit fremden Personen.

Humor ist nicht das Gleiche wie Lachen, geht aber in der Regel mit Gefühlen von Freude, Heiterkeit, Ausgelassenheit oder sogar Ekstase einher. Darüber hinaus erzeugt Humor eine körperliche Reaktion, die von einem leichten Lächeln bis hin zu einem ausgelassenen Lachen reichen kann. Humor erfordert zudem eine gewisse Intelligenz, denn wir müssen nachdenken und die Pointe verstehen, um einen Witz oder Satire als solches zu erkennen. Gleichzeitig ist die Art des Humors ein Teil der eigenen Persönlichkeit und wie wir diese zum Ausdruck bringen. Es ist aber sehr individuell, was wir witzig, lustig oder spaßig finden, weshalb sich die Art des Humors unterscheiden kann. 

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Humor und Wohlbefinden

In der wissenschaftlichen Forschung ist Humor häufig untersucht worden und die Ergebnisse weisen in eine eindeutige Richtung: Humor schafft eine positive Grundstimmung und positive Gedanken. Der Einsatz von Humor hat einen erheblichen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden. Er dient als Strategie zum Umgang mit schwierigen oder starken Emotionen und kann helfen, negative Lebenssituationen zu bewältigen. Zudem hat er positive Auswirkungen auf weitere Aspekte unseres täglichen Lebens, z.B. unsere sozialen Beziehungen. Menschen, die häufiger Humor einsetzen, sind körperlich und psychisch gesünder. Der Einsatz von Humor, Lächeln und Lachen dient also auch zur Vorbeugung von verschiedenen körperlichen Krankheiten und psychischen Störungen, wie Ängsten und Depressionen. Ein einfacher Tipp also an dieser Stelle: Lachen schützt! Also versuche, so häufig du kannst, zu lachen. Lies ein Witzebuch, schaue dir Stand-Up-Comedy an oder erzählt euch gegenseitig lustige Geschichten.

Kleiner Exkurs zum “comic relief”: auf Deutsch bedeutet das etwa “komische Entlastung” und ist ursprünglich ein literarisches oder filmisches Stilmittel. Es bezeichnet den Einsatz von lustigen Szenen, Figuren o.Ä. in ein ansonsten sehr ernsthaftes Werk, um kurzfristig Spannungen abzubauen. Im Alltag kann comic relief genutzt werden, um in schwierigen Situationen durch Witze, Spaß oder Komik kurzfristig Anspannung und unangenehme Emotionen abzubauen.  

Humor und psychische Erkrankungen

Die Forschung hat zudem bestätigt: Selbst wenn es einer Person psychisch nicht gut geht und sie bereits eine Angststörung oder Depression hat, kann Humor helfen, damit psychische Symptome sich bessern. Denn Humor kann dafür sorgen, Abstand zu der psychischen Erkrankung zu schaffen (z.B. durch das Bilden eines Reimes auf einen Angstgedanken). Und nicht nur das, er kann auch helfen, um Abstand zu den vermeintlichen “Fehlern” oder “Schwächen” der eigenen Person zu schaffen. Auch in der Psychotherapie ist der Einsatz von Humor daher weit verbreitet. Das gemeinsame Lachen passiert häufig unbewusst, doch es führt zu einer stärkeren Beziehung (in dem Fall zwischen Psychotherapeut:in und Patient:in). Besonders bei Personen, die aufgrund ihrer Erfahrungen misstrauisch, ängstlich, depressiv oder traumatisiert sind und zwischenmenschlichen Kontakt vermeiden oder diesen als potenziell “gefährlich” empfinden, leistet Humor in der Therapie daher wertvolle Dienste.

Es gibt auch bestimmte “Lachtherapien” oder “Lachinterventionen”, die vor allem hilfreich gegen Ängste und Depressionen sind. Lachtherapie kann körperlichen Stress verringern und Hormone ausschütten, die stimmungsaufhellend wirken und dadurch Ängste und Depressionen verringern können. Verschiedenen Studien berichten darüber, dass “Lachinterventionen” Angst- und Depressionssymptome verringern und außerdem die Schlafqualität der Patient:innen und das allgemeine Wohlbefinden verbessern können. 

Doch was ist, wenn uns gar nicht zum Lachen zumute ist? Besonders Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie z.B.  Ängsten oder Depressionen, haben häufig Schwierigkeiten, Humor in ihr tägliches Leben zu integrieren. Klar, wenn es uns gerade überhaupt nicht gut geht, wie soll das gehen? Wenn Witze oder Comedy nicht helfen, uns zum Lachen zu bringen oder Spaß zu empfinden aktuell sehr schwer ist, können wir unser Gehirn austricksen. Denn es kann nicht unterscheiden zwischen “echtem” Lachen und “unechtem” Lachen. Auch wenn wir ohne das Erleben von Freude oder Heiterkeit lachen oder grinsen, werden Signale an unser Gehirn gesendet, die Stress und Schmerzen lindern können und die Stimmung aufhellen. 

Denn ob “gefaked” oder echt gelacht, es gibt eine biologische Erklärung dafür, wie Lachen Stress, Ängste und Depressionen abbaut. Lachen löst im Gehirn eine komplexe Reaktion aus, welche zum einen die Aktivität von Adrenalin und Cortisol unterdrückt, was Stress reduziert. Gleichzeitig erhöht Lachen die Aktivität von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin im Gehirn, was stimmungsaufhellend wirkt und Ängste und Depressionen verringert. 

Wenn dir das unechte Lachen schwerfällt, kannst du z.B. mal versuchen, einen Bleistift zwischen die Zähne zu klemmen und so deine Gesichtsmuskulatur einige Momente zum “lachen” zu bringen. Aber auch bestimmte Kurse wie Lachyoga oder Lachtraining werden angeboten. Zum Ausprobieren kannst du auch mal ein Video dazu mitmachen. 

Vielleicht hilft es dir auch, in unserem Podcast zu hören, wie Humor einer Person mit Angststörungen geholfen hat, ihre Ängste zu überwinden.

Fazit

Humor und Lachen sind eine menschliche Ressource, die die Lebensqualität und das Wohlbefinden steigern können und Bindung schaffen. Sie wirkt nicht nur vorbeugend gegen körperliche und psychische Erkrankungen, sondern kann auch dafür sorgen, dass Ängste und Depressionen sich verringern. In der Psychotherapie ist Humor in vielerlei Hinsicht hilfreich. Er kann die therapeutische Beziehung stärken, aber auch Abstand zu der psychischen Erkrankung schaffen. Lachen ist also vielleicht nicht “die beste Medizin”, aber in jedem Fall kann es nicht schaden, wenn wir alle ein bisschen mehr Spaß und Witz in unser Leben integrieren.

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Friederike Schubbert

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