Artikel vom 
November 3, 2020

Häufige Symptome von Angst

Lesedauer 4 Minuten

Wer kennt es nicht: Man hat Kopfschmerzen oder ein Ziehen im Rücken – schnell sind die Symptome in die Google-Suche eingegeben. Und da kommen in Sekundenschnelle tausende, mögliche Diagnosen zu Tage und enden nicht selten in großer Verunsicherung: Leide ich an einer schweren Krankheit?

3 wichtige Fakten:

  • Zu einer diagnostizierten Angststörung gehören viele weitere Faktoren, als nur körperliche Anzeichen
  • Einzelne Symptome sind keine eindeutigen Anzeichen für eine (psychische) Krankheit
  • Kein blindes Vertrauen in Dr. Google stecken, denn eine fundierte Diagnose kann nur ein Arzt/eine Ärztin oder ein Therapeut/eine Therapeutin stellen

Dr. Google ist kein Arzt oder Psychotherapeut

Rein durch die Internetsuche selbst eine Krankheit zu identifizieren, ist fast unmöglich. Und Google als Hilfe zur Selbstdiagnose zu Rate zu ziehen gar die schlechteste Idee. Vor allem wenn nur einzelne Symptome betrachtet werden. Denn die sind oft sehr unspezifisch – können also, wenn sie allein auftreten etwas ganz anderes bedeuten. Sie treten manchmal auch einfach aus unbedenklichen Gründen auf: Du hast sicher auch schon mal Kopfschmerzen gehabt, weil du einfach zu wenig Wasser getrunken hast.

Das gleiche trifft auch auf die Symptome von Angststörungen zu. Jeder Mensch hat ab und zu Angst: Sei es vor einer Präsentation, einem Bewerbungsgespräch oder während eines Horrorfilms. Dir läuft dann eventuell ein kalter Schauer über den Rücken, dein Herz schlägt schneller und deine Knie werden weich. All das sind nämlich ganz natürliche Reaktionen unseres Körpers bei Angst. 

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Manche Menschen erleben diese körperlichen Zeichen der Angst jedoch viel häufiger und auch in alltäglichen Situationen, in denen die meisten anderen Menschen gar keine Angst haben. Häufige Symptome sind Schweißausbrüche, Zittern, Herzrasen, Atemnot oder Übelkeit. Deutet das also auf eine mögliche Angststörung hin, wenn ich solche Zeichen der Angst häufig bei mir bemerke?

So pauschal lässt sich das leider nicht beantworten. Wie bei vielen Erkrankungen sind die körperlichen Symptome von Angst wie Schweißausbrüche oder Herzrasen zwar ein Teil der Erkrankung aber: Es gibt noch verschiedene andere Kriterien, die es erst zusammen möglich machen, eine Angststörung medizinisch eindeutig festzustellen. Diese Kriterien werden ausgiebig von einem Arzt/einer Ärztin oder Therapeut/Therapeutin untersucht, bis eine gute Diagnose gestellt wird.

Das Angstsystem in deinem Körper

Das menschliche Gehirn ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass unser Körper unter Angst so stark reagiert. Wenn sich unsere Muskeln unter Angst anspannen, wird die Anspannung von unserem Gehirn beeinflusst. Genauer gesagt ist es unser “Nervensystem”, dass vom Gehirn angesteuert wird und schließlich dazu führt, dass unser Herz schneller schlägt. Das Nervensystem können wir zur Veranschaulichung aufteilen: In das sogenannte “willkürliche” und das “unwillkürliche” Nervensystem. Das “willkürliche Nervensystem” können wir aktiv steuern, denn es kümmert sich darum, dass wir mit unseren Muskeln eine Bewegung umsetzen können und zum Beispiel einen Arm heben können. Das “unwillkürliche Nervensystem”, steuert unser Herzkreislaufsystem, unsere Reflexe und unsere Verdauung. Es ist auch für die körperlichen Reaktionen verantwortlich, die wir unter Angst in Form einer starken Anspannung verspüren: Das Angstsystem des Gehirns schlägt Alarm. 

Im Folgenden beschreiben wir die häufigsten körperlichen Symptome bei Angststörungen, die vom “unwillkürlichen Nervensystem” gesteuert werden, erklären dir, was dabei in deinem Körper passiert und warum diese Symptome evolutionsbedingt sogar sehr sinnvoll sind.

1. Schweißausbrüche

Schweiß genießt nicht gerade einen guten Ruf – wer schwitzt schon gerne? Und deswegen wird seine überlebensnotwendige Eigenschaft auch unterschätzt: Das Schwitzen reguliert mithilfe von speziellen Drüsen unsere Körpertemperatur. Der durch die Drüsen abgesonderte Schweiß verdunstet auf der Haut und sorgt für Abkühlung. Stress- und Angstreaktionen haben uns auf diese Weise bereits seit Jahrtausenden vor Gefahren geschützt. Der Herzschlag beschleunigt sich und die Muskeln spannen sich an. Damit der Körper aber nicht überhitzt, sind die Schweißdrüsen in Aktion und der Schweißausbruch bringt Abkühlung herbei. 

2. Zittern

Wenn du in einer beängstigenden Situation bist oder unter starkem Stress stehst, reagiert dein Körper genau wie bei unseren Steinzeit-Vorfahren. Das Hormon Adrenalin wird ausgeschüttet und signalisiert dem Gehirn: Flucht oder Kampf! Da in so einer Situation vermeintlich Muskelkraft gebraucht wird, werden gleich eine ganze Reihe von Muskeln aktiviert. Das nimmst du als Zittern wahr.

Das gleiche passiert übrigens auch bei Kälte: Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, um die Wärme im Körper zu behalten und durch das schnelle An- und Entspannen der Muskeln wird zusätzliche Wärme erzeugt. Dein Körper versucht sich also auf Betriebstemperatur zu halten.

3. Herzrasen

60-80 Herzschläge pro Minute sind bei einem erwachsenen Menschen vollkommen normal und gesund. Doch manchmal erhöht sich die Frequenz des Herzschlags plötzlich und steigt auf über 100 Schläge pro Minute an. Das kommt vor allem bei Anstrengung, starker Freude oder Angst vor. Man spricht dabei von harmlosen Ursachen für Herzrasen. Denn diese Ursachen sind völlig normal und deuten nicht auf eine Krankheit hin.

4. Atemnot

Atemnot kennt wahrscheinlich jeder: Das Hochsteigen der Treppen zur Wohnung, voll bepackt mit Einkäufen, lässt einen oben angekommen ganz schön nach Luft ringen.

Doch Atemnot kann ebenfalls ein Begleitsymptom von Angst sein. Da der Körper in Alarmbereitschaft transportiert er viel Sauerstoff zu den Muskeln, du atmest dadurch viel schneller, sodass es schwieriger wird, tief einzuatmen. Das kann das Gefühl auslösen, schlechter Luft zu bekommen.

5. Übelkeit und Schwindel

Alles um dich herum dreht sich und du hast das Gefühl, nicht mehr fest auf dem Boden zu stehen: Schwindel kennen viele Menschen nach einer Achterbahnfahrt. Nicht selten begleitet Übelkeit den Schwindel – Ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend macht sich breit.

Übelkeit ist eigentlich eine Schutzfunktion unseres Körpers und wird häufig von Erbrechen begleitet. So sollen giftige Substanzen oder Fremdkörpern wieder heraus befördert werden.

In Stress- und Angstsituationen steigert sich die Herzfrequenz, die Atemfrequenz wird erhöht und das Blut in die Muskeln gepumpt: Der Körper ist in Alarmbereitschaft. Der Magen-Darm-Trakt wird in diesen Situationen nicht mehr gut durchblutet und dementsprechend weniger Sauerstoff dorthin transportiert. Verdauung kostet nämlich Energie. Der Magen reagiert darauf mit Übelkeit, die auch zu Erbrechen führen kann, um unnötigen Ballast loszuwerden und all seine Energie in die vermeintlichen Überlebensimpulse zu stecken. 

Bereits unsere Steinzeit-Vorfahren kannten diese Symptome, denn in Gefahrensituationen haben sie ihnen das Leben gerettet. Auch wenn wir heute keinen Säbelzahntigern gegenüberstehen, reagiert unser Körper damit unter Anderem auf Anspannung, Stress und Angst. 

Merke: Einzelne Symptome sind keine Krankheitsanzeichen 

Was uns diese Symptome aber auch zeigen: Einzeln betrachtet sind es zumeist unbedenkliche Körperreaktionen, die von Zeit zu Zeit auftreten können. 

Erst, wenn die starken Symptome häufiger auftreten und dich stark in deinem Alltag einschränken, könnte es sein, dass du es mit einer “überstarken” Angst zu tun hast, die auf eine Krankheit hinweisen könnte. Aber dazu gehören noch viele weitere Faktoren, damit eine sichere Diagnose von einem Arzt/einer Ärztin oder einem approbierten Psychotherapeuten/einer approbierten Psychotherapeutin gestellt werden kann.

Hast du Bedenken oder eine Vermutung, dass du an einer Angststörung leidest, sprich mit deinem Hausarzt/deiner Hausärztin oder einem Psychotherapeuten/einer Psychotherapeutin. Im ersten Schritt kannst du dich auch einer nahestehenden Person anvertrauen und von deinen Sorgen berichten. Sich zu informieren ist wichtig, aber denke daran, dass diese Symptome nicht sofort auf eine Angststörung hindeuten müssen, denn es können auch ganz harmlose Ursachen dahinter stecken.

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Friederike Schubbert

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